Einleitung
Menschen, die lange liegen oder sitzen und sich wenig bewegen können, haben ein erhöhtes Risiko für Druckgeschwüre (Dekubitus). Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Dekubitus entsteht, wie man ihn vorbeugt und welche Schritte im Wundmanagement wichtig sind — einfach verständlich für Betroffene und Angehörige.
Was ist ein Dekubitus?
Definition
Ein Dekubitus (Druckgeschwür) ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes, ausgelöst durch andauernden Druck oder durch Druck kombiniert mit Scherkräften (z. B. beim Verrutschen in der Liegeposition).
Symptome & Stadien (Kategorien)
Die Schwere eines Dekubitus wird in der Regel in vier Stadien eingeteilt — je tiefer das betroffene Gewebe, desto höher die Kategorie. (aok.de)
Stadien (kompakt)
Stadium / Kategorie 1
Haut intakt, anhaltende Rötung, nicht wegdrückbar; oft wärmer/empfindlich.
Kategorie 2
Teilverlust der Haut (Blase oder oberflächliche Wunde).
Kategorie 3
Vollständiger Hautverlust bis in das Unterhautfettgewebe; Knochen/Sehnen noch nicht offen.
Kategorie 4
Tiefer Gewebeverlust mit freiliegenden Sehnen, Muskeln oder Knochen; hohes Komplikationsrisiko.
(Anschauliche Einstufung und Beispiele finden Sie in Patientenratgebern und Fachquellen.) (aok.de)
Ursachen & Risikofaktoren
- Immobilität / eingeschränkte Beweglichkeit
- Längeres Liegen oder Sitzen ohne Lagewechsel
- Scher- und Reibekräfte beim Umlagern
- Mangelnde Durchblutung, Ernährungs-/Flüssigkeitsmangel, Diabetes, Hautschäden
- Sensibilitätsstörungen (z. B. nach Schlaganfall)
Risikofaktoren sollten früh erkannt und reduziert werden — das ist Kernziel moderner Prophylaxeprogramme. (stiftung-patientenschutz.de)
Wundmanagement: Was jetzt wichtig ist
Hinweis: Die Behandlung richtet sich nach Stadium, Ausdehnung, Infektionszeichen und Allgemeinzustand. Multidisziplinäre Betreuung (Pflege, Ärzt*innen, Wundexpert*innen, ggf. Chirurgie) verbessert die Heilungschancen. (register.awmf.org)
Erste Maßnahmen (Sofort)
- Druckentlastung der betroffenen Stelle (bequeme Lagerung, Hilfsmittel wie Druckentlastungsmatratze).
- Haut regelmäßig inspizieren und dokumentieren (Fotos mit Datum können helfen).
- Sanfte Reinigung (keine aggressive Desinfektion ohne ärztlichen Rat).
- Bei offenen Wunden: Abdeckung mit geeigneter Wundauflage entsprechend Fachanweisung.
(Genauere Protokolle richten sich nach Stadium und ärztlicher Vorgabe.)
Wundbeurteilung & Dokumentation
- Erfassung: Größe, Tiefe, Wundbett, Exsudat, Geruch und Umgebungshaut.
- Regelmäßige Fotodokumentation und Wundstatus in der Pflegedokumentation.
- Risikoassessment (z. B. regelmäßige Skin-Checks, Verwendung von standardisierten Skalen).
Wundreinigung, Débridement und Wundauflagen
- Nekrosen (totes Gewebe) müssen je nach Befund entfernt werden (enzymatisch, mechanisch oder chirurgisch) — nur durch geschultes Personal.
- Auswahl von Wundauflagen richtet sich nach Exsudatmenge, Infektionsverdacht und Ziel (Feuchtes Wundmanagement).
- Antibiose nur bei gesicherter Infektion nach ärztlicher Indikation. (register.awmf.org)
Schmerzmanagement & Komplikationen
- Schmerzen ernst nehmen: adäquate Schmerztherapie nach ärztlicher Vorgabe.
- Komplikationen: Wundinfektion, Sepsis, Knochenbeteiligung (Osteomyelitis) — erfordern sofortige ärztliche Abklärung. (aok.de)
Prophylaxe & praktische Tipps für Angehörige
Grundprinzipien der Dekubitus-Prophylaxe
- Regelmäßiges Umlagern / Positionswechsel (individuell und dokumentiert)
- Geeignete Matratzen bzw. Sitzkissen zur Druckumverteilung (Absprache mit Leistungsträgern / Ärzt*innen)
- Hautpflege: mild reinigen, gut hydratisieren, Hautschutz bei Inkontinenz
- Ausgewogene Ernährung, genug Flüssigkeit — Proteinzufuhr wichtig für Wundheilung
- Mobilisation fördern (so weit möglich) und Hilfsmittel verwenden
Diese Maßnahmen sind Kernbestandteil des Expertenstandards zur Dekubitusprophylaxe.
Konkrete Alltagstipps für Angehörige
- Notieren Sie Lagewechsel (Uhrzeit, Position).
- Verwenden Sie Hilfsmittel (Rollen, Kissen) nur nach Anweisung.
- Vermeiden Sie Reibung beim Umlagern (gleitende Hilfen oder Lagerungstücher).
- Sprechen Sie mit Pflegedienst/Ärzt*innen über passende Matratzen (Kostenübernahme ggf. durch Krankenkasse).
Wann brauchen Sie ärztliche Hilfe — Warnzeichen
- Offene, sich ausbreitende Wunde oder zunehmender Schmerz
- Rötung, Wärme + Fieber (Hinweis auf Infektion)
- Schwellung, übler Geruch oder eitriger Ausfluss
- Schnelle Verschlechterung innerhalb von Stunden/Tagen
Bei solchen Zeichen sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe oder eine Wundambulanz aufsuchen. (stiftung-patientenschutz.de)
