Chronische Wunden verstehen – Hilfe für Patient:innen & Angehörige

Zuletzt aktualisiert: 16. September 20254,4 Min. Lesezeit
Chronische Wunden2025-09-16T09:12:13+02:00
Inhaltsverzeichnis2025-09-11T09:16:57+02:00

Einleitung

Chronische Wunden sind Wunden, die trotz fachgerechter Behandlung nicht oder nur sehr langsam heilen. Häufige Ursachen sind venöse Erkrankungen (z. B. Ulcus cruris), Durchblutungsstörungen, Diabetes und Druck (Dekubitus). Für die Planung der Behandlung ist eine frühzeitige, leitliniengerechte Abklärung entscheidend. (register.awmf.org)

Was bedeutet „chronisch“ genau?

In vielen Leitlinien werden Wunden, die über Wochen bis Monate bestehen bleiben, als chronisch eingestuft — die exakte Zeitangabe variiert (häufig 4–12 Wochen), wichtiger als die reine Zeit ist das Fehlen von Heilungstendenz trotz angemessener Behandlung. Das beeinflusst, wann Spezialisten hinzugezogen werden sollten. (register.awmf.org, pmc.ncbi.nlm.nih.gov)

Häufige Ursachen & was Patient:innen/Angehörige wissen sollten

Venöse Wunden (Ulcus cruris)

  • Ursache: chronische Venenschwäche mit Ödemen und schlechter Rückführung des Blutes aus dem Unterschenkel.
  • Wichtiger Pflegepunkt: Kompressionstherapie ist für viele venöse Ulzera zentral — sie fördert die Heilung und reduziert Rückfälle. Bei ungeklärter arterieller Mitbeteiligung muss vor Kompression die Durchblutung geprüft werden. (wundzentrum-hamburg.de, draco.de , AWMF Leitlinienregister)

Arterielle Wunden (ischämisch)

  • Ursache: Verengung/Blockade der arteriellen Gefäße → Sauerstoffunterversorgung.
  • Wichtiger Punkt: Hier können Gefäßdiagnostik und ggf. Revaskularisation (z. B. Angioplastie) nötig sein; Kompression ist kontraindiziert ohne Gefäßabklärung. (register.awmf.org)

Diabetisches Fußsyndrom

  • Ursache: Kombination aus Nervenschäden (Sensibilitätsverlust), Druckstellen und schlechter Durchblutung.
  • Wichtig: Interdisziplinäre Versorgung (Diabetologie, Gefäßmedizin, Wundexpert:innen) und gezielte Offloading-Maßnahmen sind zentral. Aktuelle IWGDF-Leitlinien liefern konkrete Empfehlungen. (ag-fuss-ddg.de , draco.de , ddg.info)

Infektion & Biofilm

Chronische Wunden sind häufig von Bakterien in Form von Biofilmen betroffen; diese Schichten schützen Keime vor Abwehr und Antibiotika und können Heilung verhindern. Maßnahmen gegen Biofilm (z. B. Debridement + gezielte lokale Maßnahmen) sind oft Teil der Therapieplanung. (brillinstitutes.com , wundzentrum-hamburg.de , uniklinikum-jena.de)

Grundprinzipien moderner Wundbehandlung (für Patient:innen & Angehörige verständlich)

Ganz den Menschen sehen

Nicht nur die offene Stelle, sondern Begleiterkrankungen (Diabetes, schlechte Durchblutung, Mangelernährung, Medikation, Mobilität) werden berücksichtigt. Ein guter Therapieplan erklärt die Zusammenhänge in verständlicher Sprache. (register.awmf.org)

Strukturierter Ansatz: TIME / TIMERS

Praxisnaher Rahmen: T = Tissue (Tissue management / Débridement), I = Infection/Inflammation (Infektionskontrolle), M = Moisture balance (Feuchthalte-Management), E = Edge (Förderung der Wundrand-Epithelisierung). Moderne Erweiterungen (TIMERS) ergänzen z. B. Regeneration und Schmerzmanagement. Dieses Konzept hilft Professional:innen, Prioritäten zu setzen. (icwunden.de , smith-nephew.com)

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Für optimale Heilung arbeiten Hausärzt:innen, Wundspezialist:innen, Gefäßmediziner:innen, Diabetolog:innen, Pflege und ggf. Orthopädie/Chirurgie zusammen. Patient:innen und Angehörige werden aktiv einbezogen (Fragen, Wundtagebuch, Foto-Dokumentation). (ppm-online.org , wundzentrum-hamburg.de, cutimed.de)

Praktische Hinweise für Patient:innen

Kurzfristig (Was Sie sofort tun können)

  • Ruhig bleiben; die Wunde nicht unnötig reizen.
  • Sterile Abdeckung bei offenen Stellen, sauberer Verband; Hände gründlich waschen vor Verbandwechsel.
  • Fotos in guter Beleuchtung (mit Datum) speichern — helfen dem Team, den Verlauf zu beurteilen.
  • Achten auf Warnzeichen (s. „Wann sofort handeln“).

Langfristig (Unterstützung der Heilung)

  • Ernährung: eiweißreiche Kost, genug Kalorien, ggf. Vitamin-/Mineralstatus prüfen (z. B. Eisen).
  • Mobilität: gezielte Bewegung fördert Durchblutung; bei venösen Wunden Kompression nach ärztlicher Abklärung.
  • Nichtrauchen: Rauchen verlangsamt Heilung deutlich.
  • Medikation und Grunderkrankungen kontrollieren (z. B. stabiler Blutzucker bei Diabetes). (register.awmf.org)

Tipps für Angehörige und Pflegende

Beim Verbandswechsel

  • Fragen Sie nach einer kurzen Einweisung, lassen Sie sich Verbandsmaterialien und Kontaktinfos geben.
  • Dokumentieren: Datum, Zustand (Geruch, Menge des Exsudats, Schmerz), Foto.
  • Sterile Technik wahren: saubere Arbeitsfläche, Handschuhe, saubere Packungen.

Emotionaler Beistand

  • Zuhören, Termine organisieren, Medikamente & Termine erinnern — praktische Hilfe reduziert Stress und unterstützt Heilung.
  • Achten Sie auf Anzeichen von Erschöpfung/Überforderung bei sich selbst; holen Sie Hilfe (Pflegedienst, Selbsthilfegruppen).

Wann Sie dringend medizinische Hilfe brauchen (Notfall-Signale)

Sofortige Vorstellung in Notfallambulanz/Notdienst oder ärztliche Kontaktaufnahme.

Rote Flaggen:

  • Fieber, Schüttelfrost oder allgemeine Abgeschlagenheit (Hinweis auf systemische Infektion).
  • Starke, sich verschlimmernde Schmerzen oder plötzliches Anschwellen.
  • Rötung, Wärmeausbreitung, Eiter oder übler Geruch rund um die Wunde.
  • Plötzliche Blutung, wenn nicht stoppbar.
  • Bei Diabetes: plötzlicher Sensibilitätsverlust, schwarze Areale an Fuß/Zehen (Hinweis auf Ischämie/Nekrose). (ag-fuss-ddg.de , draco.de , ddg.info)

Was bei Terminen vorbereitet sein sollte

  • Kurze Zusammenfassung: Beginn der Wunde, was bisher gemacht wurde, Medikamente, bekannte Diagnosen.
  • Fotos (Datum), Wundtagebuch, bisher verwendete Verbandsmaterialien.
  • Fragen notieren: z. B. „Ist Kompression möglich?“, „Brauche ich Gefäßdiagnostik?“, „Gibt es Optionen für ambulante Hausbesuche?“

Häufige Fragen & Antworten

Was ist eine chronische Wunde?2025-09-12T12:45:56+02:00

Eine chronische Wunde ist eine Verletzung der Haut, die trotz Behandlung über Wochen hinweg nicht abheilt. Häufig dauert es länger als 4–8 Wochen. Ursachen sind z. B. Durchblutungsstörungen, Diabetes, Druck oder Infektionen.

Wie erkenne ich, dass eine Wunde chronisch wird?2025-09-12T12:42:05+02:00
  • Keine deutliche Verkleinerung innerhalb von 4 Wochen.
  • Wiederkehrende Schmerzen, Entzündung oder Wundgeruch.
  • Wunde bleibt feucht, nässt stark oder bildet Beläge.
  • Wundränder wirken hart, eingerollt oder entzündet.
Welche Ursachen sind am häufigsten?2025-09-12T12:41:27+02:00
  • Venöse Durchblutungsstörungen → „offenes Bein“ (Ulcus cruris).
  • Arterielle Durchblutungsstörungen → Sauerstoffmangel im Gewebe.
  • Diabetes mellitus → diabetisches Fußsyndrom durch Nervenschädigung & Durchblutungsprobleme.
  • Druckbelastung → Druckgeschwüre (Dekubitus).

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